Die Bergbauern- und Tourismusgemeinde Kleinzell liegt –umgeben von höhlenreichen Voralpenbergen – zwischen Reisalpe und Unterberg im über 20 km langen Halbachtal, das bei der Kalten Kuchl beginnt und sich im Norden – zum Gölsental hin – öffnet. Kleinzell ist infolge der geografischen Gegebenheiten und wirtschaftlichen Möglichkeiten eine der dünnst besiedelten Gemeinden Niederösterreichs, zugleich aber auch eine der flächenmäßig größten. Sie besteht aus drei Katastralgemeinden: Kleinzell (mit Gütenbach, Salzerbad und Außerhalbach), Ebenwald (mit Schwarzwald, Brennalm und Reisalpe) und Hinterhalbach (mit Rad, Fensterbach und Kalte Kuchl). Die Nachbargemeinden sind Hohenberg, Lilienfeld, St. Veit an der Gölsen, Hainfeld, Ramsau und Rohr im Gebirge.
Einige Flur- und Hausnamen lassen auf heidnische Kult- und Opferstätten in vorgeschichtlicher Zeit schließen. Den Soldaten des Römerlagers Aelium Cetium (heute St. Pölten) dürfte bereits die Solequelle in Salzerbad bekannt gewesen sein. Die erste Ansiedlung eingewanderter Franken wurde im 10. Jahrhundert von Magyaren zerstört. Die Wiederbesiedlung fällt in die Babenbergerzeit, aus der zahlreiche topografische Bezeichnungen stammen, die auf Rodung und Salzgewinnung hinweisen.
Im Jahre 1329 „machte Kunigunde von Hohenberg eine Stiftung zu der Chirchen in dem Halpach, daz da haizzet auf der Celle“. Damit scheint erstmals urkundlich belegbar der Name „Zell“ („Kleinzell“) auf. 1330 wurde die Kirche – geweiht zu Ehren Mariä Himmelfahrt – zur selbständigen Pfarrkirche erhoben. 56 Stufen führen vom Dorfplatz zum Bergkirchlein hinauf, das – inmitten des Friedhofes gelegen – einen Dachreiter trägt, in dem sich eine der ältesten Glocken des Bezirkes befindet. Im Altarraum ist noch das ursprüngliche Kreuzrippengewölbe vorhanden; das Hauptschiff erhielt in der Barockzeit eine Flachdecke; die Einrichtung ist heute größtenteils neugotisch.
Von der Pest war Kleinzell verschont geblieben. Zur Zeit der beiden Türkenbelagerungen Wiens litt die Bevölkerung des Halbachtales jedoch schwer unter brandschatzenden und mörderischen Horden. Von den Wirren der Franzosenzeit und den Geschehnissen des Jahres 1848 spürte Kleinzell nichts; die beiden Weltkriege hingegen forderten einen hohen Blutzoll. Im Mai 1945 entging das Gemeindegebiet – durch den Zusammenbruch nach wochenlangen Kämpfen und heute bereits unvorstellbaren Zerstörungen – nur knapp einer totalen Verwüstung.
Nach dem Wiederaufbau und der Besatzungszeit wurde die Infrastruktur wesentlich verbessert. Anschluss an das Stromnetz, Ausbau von Straßen, Brücken und Hofzufahrten, Bachregulierungen und Wildbachverbauungen, Vollausbau des Telefonnetzes, Bau der Ortswasserleitung und Erweiterung der Wasserversorgungsanlage, Errichtung eines Abwasserkanales und Schaffung von Tourismuseinrichtungen.
Kleinzell verfügt über ein Kurhotel****, gut geführte Gaststätten und Privatunterkünfte, über Spazier- und Wanderwege, über einen Campingplatz, eine Stockbahn und zwei Tennisplätze, über Fischteiche, einen Badeteich und Schlepplifte.
Quelle: Maria Pannik